Warum Autor

Warum bist du Autor geworden?

Dieser Frage begegnet man zwangläufig immer wieder und wieder, wenn man anderen Menschen davon erzählt, dass man schreibt und eventuell sogar mal davon leben möchte. Und wenn ich ehrlich bin… Ich habe mir diese Frage selber schon gestellt und das mehr als nur einmal. Meist beginnt die Antwort damit, dass das Verdienen des Lebensunterhalts mit Büchern kein Ziel ist, welches man primär verfolgen sollte. Klar, es ist möglich, man sieht das immer wieder. Aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist sieht man, dass es nur wenigen vorbehalten ist, ausschließlich von dem zu leben, was man schreibt. Also, warum schreiben wir Autoren trotzdem, wenn es doch solch eine brotlose Kunst ist?

Unmöglich? Nur bis ich es geschrieben habe!

Damit könnte man es eigentlich auch schon auf sich belassen. Da ich damit allerdings auch blöderweise meinen ersten Absatz gewisser weise ad absurdum geführt habe (und weil die Antwort sonst auch zugegebenermaßen etwas mau aussehen würde), möchte ich das Ganze doch etwas weiter umfassend ausführen. Schnappt euch ne Tasse Kaffee und ne Tüte Popcorn, das wird nun ein wenig dauern.

Warum also schreiben wir? Damit andere es lesen? Nun, man kann diese Frage mit einem eindeutigen Jein beantworten.

Dass es gelesen wird, mag der Hauptbeweggrund für viele unserer Zunft sein. Und ja, auch ich würde mich freuen, wenn das was ich verzapfe, nicht nur vor meinen Augen geschieht, sondern auch vor anderen. Aber das ist es nicht. Mein Hauptantrieb zu schreiben, sind die Geschichten, die in mir lauern und nur darauf warten, dass ich ihnen endlich Freigang genehmige.

Mit anderen Worten: Ich kann nicht anders.

Wir Autoren haben die Möglichkeit Dinge zu erschaffen, die anderen Freude bereiten und es ihnen ermöglicht, wenn auch nur für kurze Zeit, aus dem tristen Grau des Alltags zu entfliehen. Vielleicht schaffen wir es so, die Welt zu einem etwas weniger schlimmen Ort zu machen, durch Fantasie.

Wie ich darauf komme?

Nun, dafür möchte ich aus dem eigenen Nähkästchen plaudern.

Euer Popcorn reicht doch noch ne Weile oder?

Als ich ein Kind war, habe ich, wie viele andere Kinder auch, an so einiges geglaubt. Zwerge? Klar gibt es die. Riesen? Klar, wie erkennt man denn sonst die Zwerge? Magie? Na aber sicher doch. Die Frage, ob so was existiert, hat sich für mir nie gestellt.

Ich habe oft und viel gelesen, vor allem gerne Preußler, Michael Ende, und teils die Werke von K.H. Scheer, einem Sci-Fi Autoren, der vor allem in der Perry Rhodan Reihe (dort als Mitbegründer) extrem erfolgreich mitgewirkt hat.

Zu meinen Lieblingen gehörten damals “Momo”, “Der kleine Wassermann”, “Die kleine Hexe”, “Räuber Hotzenplotz”, “Krabat” und “Die Unendliche Geschichte”. Letzteres ist im Übrigen ein Buch dessen Verfilmung, im Nachhinein betrachtet, mehr als nur enttäuschend war. Doch darum geht es nun nicht.

Oft genug habe ich beim Lesen ich die Welt um mich herum vergessen, ob ich es wollte oder nicht. Na ja wahrscheinlich wollte ich es eh immer. Ich habe die Welten gesehen, Stimmen gehört und ich habe mich mies gefühlt, wenn ein Buch schneller zu Ende ging als es mir lieb war. Verdammte Abschiede.

Manchmal ging das Ganze angeblich sogar so weit, dass sich meine Mutter mit mir unterhalten hat, während ich am Lesen war. Unterhaltungen, an die ich mich bis heute nicht erinnern kann, so tief war ich in den Büchern versunken. Angeblich soll ich dabei sogar geantwortet haben, meistens sogar logisch und nachvollziehbar. Eine Tatsache, die ich noch heute anzweifel. An der Seite meiner Helden konnte ich Dinge tun, nein HABE ich Dinge getan, die ich mir später nicht einmal mehr vorstellen konnte, wenn ich sie nicht gerade in dem Moment gelesen habe. Ich bin mit Atreju vor Ygramul geflüchtet, hab mir von Graógramán die Farben der Wüste zeigen lassen und bin mit Bastian Balthasar Bux auf Fuchur geritten. Ich weiß nicht wie oft ich vor dem Buch gesessen habe und der kindlichen Kaiserin Namen gab, nur damit ich… Na ja, ihr wisst schon.

Als Kind musste man halt nicht unbedingt schlafen, um träumen zu können.

Doch irgendwann kam dann die Zeit, in der ich älter wurde. Und entgegen eines meiner Lieblingslieder aus “Tabaluga” (Rockmärchen von Peter Maffay), dem Lied der Schildkröte Nessaja, wollte ich irgendwann leider doch mal erwachsen sein oder es zumindest werden.

Leider deswegen, weil in meinem Falle damit die Kraft der Fantasie schwand. Ich hab zwar noch immer gelesen und mich der Geschichten erfreut, konnte aber in meinem Kopf keine Welten mehr erschaffen und mich schon gar nicht mehr in ihnen verstecken.

Im Nachhinein betrachtet, war das eine recht trostlose graue Phase, die mit Leben oder der Freude daran, nicht mehr viel zu tun hatte.

Wie trostlos das war, habe ich erst dann wirklich begriffen, als meine Fantasie wieder erwachte. Zum Glück war es für mich (um wieder die Brücke zu Tabaluga zu schlagen) noch nicht zu spät. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das alles nur Fantasie ist.

Mal im Ernst. Wer sagt denn, dass es Vampire nicht gibt? Wer kann uns denn sagen, dass es keine Wesen gibt, die ohne mit der Wimper zu zucken Magie wirken können?

Manche sagen, dass es so wie Magie etwas nicht geben kann, weil wir es nicht gesehen haben. Viele von denen sind allerdings gläubig und haben, so bin ich mir sicher, ihren jeweiligen Gott noch nie gesehen. Ich bin mir sicher, dass man versteht, was ich damit sagen will.

Andere Leute reagieren bei solchen Aussagen immer wieder gleich. “Du hast doch zu tief in deine Bücher geschaut.”.

Mag sein, dass ich gerne und tief in meine Bücher schaue. Je tiefer ich in ihnen versinke, umso besser. Raus aus dieser Welt. Und wer sagt uns, dass nicht manche Bücher geschrieben wurden, um eben gerade dieses Denken zu fördern?

Wie heißt es doch so schön? „Die schönste List des Teufels ist, uns zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt.“ (Charles Baudelaire).

Doch ich drifte ab.

Als mein inneres Kind sich wieder an meine Seite gesellte und ich endlich wieder die Wunder der Fantasie und der Magie erleben durfte, erwachte da noch etwas anderes. Vielleicht war es schon immer da und ich konnte es damals nur nicht richtig deuten. Geschichten erwachten. Kreaturen, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, gesellten sich zu ihnen und erzählten mir von fremden Reichen und dem ich dort alles würde erleben können.

Nach ein paar Jahren, in denen die Zeilen zwar an der Tür meines Geistes kratzten, sich aber trotzdem nicht heraus trauten, war für mich eines klar. Ich muss schreiben. Ich musste es nicht nur für die Geschichten oder gar mich tun. Nein für mich war klar, dass ich es auch für jene tun musste, die so sind, wie ich es damals war und es zum Teil noch immer bin.

Viele Menschen leben ihr Leben in einer vielfältigen Eintönigkeit aus Grautönen. Sie stehen auf, gehen arbeiten, kommen Heim, legen sich schlafen, stehen auf…

Wir Autoren haben die Möglichkeit anderen zu helfen indem wir Welten erschaffen, in die andere flüchten können, wie wir es einst selber taten.

Unsere Helden sind dabei Freund, Vorbild und Reiseführer zugleich. An ihrer Seite können die Leser Abenteuer erleben, für die in dieser Welt leider kein Platz mehr ist. Und wenn sie dann am Ende von diesen Abenteuern mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückkommen, dann tragen sie in ihrem Herzen hoffentlich ein wenig von den Farben und dem Licht in diese Welt zurück und machen sie so zu einem besseren Ort.
Für uns alle.

Und wenn genau das auch nur bei einem einzigen Leser schaffe, dann kann ich mit Stolz behaupten, dass ich alles richtig gemacht habe.

Ich bin Patricius de Corax und ich bin Autor.

Willkommen in meinen Welten!