Wisst ihr, als ich vor ein paar Jahren endlich den ersten Band von Vampire Squad beendete, saß ich auf dem Boden des Plaza auf der Elphi und ließ den Blick über die Stadt unter mir schweifen. Ich sah die Straßen unter mir, die Schiffe, die Menschen. Damals gab ich mir ein Versprechen, Jahre später bekam ich einen Brief von mir selbst. Nun, den Brief habe ich leider nicht mehr, ich befürchte, er fiel einem meiner emotionalen Schüben zum Opfer. Aber trotzdem … Es wird Zeit, dass ich das Versprechen einlöse und es wird Zeit, dass ich eben jener Aufforderung Folge leiste, die ich in besagtem Brief an mich selbst richtete.
Mir ist klar, dass es ein langer Weg werden wird. Doch wie sagten doch schon mehrere mal mehr mal weniger intelligente Menschen? “Eine Reise, egal ob kurz oder lang, beginnt immer mit dem ersten Schritt.”
Gut, eigentlich wurde es anders gesagt. Aber der genaue Wortlaut fällt mir gerade nicht ein, und wenn ich nun google, verliere ich den Fokus und komme erst in frühestens drei bis vier Stunden (oder Tagen) wieder zurück.
Außerdem geht es auch weniger um den genauen Wortlaut, sondern um die Message dahinter – “Du kannst nur beenden, was du zuvor auch begonnen hast.”
Eins vorweg, zu hundert Prozent kann man sich einer Sache nie sicher sein, und das gilt natürlich auch hier, aber dennoch bin ich mir heute sicherer denn je, dass ich meine Autorentätigkeiten nicht nur fortsetzen kann, sondern auch fortsetzen will und fortsetzen werde.
Nun wo das geklärt ist, möchte ich euch gerne erklären, wie es dazu kam, dass es die letzten Jahre recht ruhig um meine Geschichten und mich gewesen ist.
Wer mich kennt, der/die weiß ja schon, dass ich zwar ein Mensch vieler Worte sein kann, dass mein Selbstbewusstsein aber nicht annähernd so groß ist, wie mein Wortschatz oder meine Fantasie. Ursachen dafür liegen in meiner ADHS-”Erkrankung”, die ich erst Anfang 2023 erhalten habe, was in den letzten Jahrzehnten zu der einen oder anderen Depression geführt hat, deren Behandlung ich ebenfalls erst 2023 begonnen habe.
Das führte dazu, dass ich theoretisch zwar die richtigen Infos hatte, um die richtigen Rückschlüsse daraus ziehen und die folgerichtigen Wege einschlagen zu können, dass der kleine Impostor in mir dieses aber immer wieder verhindert hat. Bisher hab’ ich “die Stimme in mir” immer als inneren Lektor bezeichnet, also als Stimme, die mir beim Schreiben helfen soll.
Der Knackpunkt an diesem Satz ist das “HELFEN”. Denn wo ein innerer Lektor zwar berechtigt kritisch aber halt auch konstruktiv kritisch ist, genau dort legt der Impostor nur destruktives Verhalten an den Tag.
Kein Wort ist richtig, kein Satz fehlerfrei und die eigene Geschichte sowieso nicht einmal im Ansatz gut genug, um existenzberechtigt zu sein.
Ich will nun nicht zu weit ausholen, um daraus keinen wissenschaftlichen Aufsatz zu machen, aber das Problem an dieser Situation ist, dass sie von außen betrachtet immer eindeutig ist. Als betroffene Person hingegen fällt die Unterscheidung schon deutlich schwerer. Und selbst wenn du den Unterschied einmal erkannt hast, bedeutet das noch lange nicht, dass du auch dementsprechend handeln, also dagegen ankämpfen kannst. Wenn man das Ganze nun auch noch mit meinem ADHS (Ich nenne es nur äußerst ungern „Erkrankung“) kombiniert, dann ergeben sich nicht nur sehr viele vermeintliche Hürden, sondern dummerweise auch sehr viele (ebenso vermeintliche) Wege. Nicht über oder durch die Hürden hindurch, oder zumindest um sie herum, sondern ganz vom Projekt weg und zu einem anderen hin (wo sich das Spiel leider wiederholt).
In den vergangenen Jahren hat sich so nach und nach eine Art Interessenkreislauf entwickelt, in dem ich von Idee zu Idee und von Projekt zu Projekt sprang, ohne wirklich voranzukommen, ein psychisches Hamsterrad, mit meinem Kopf und mir als Hamster und Rad in Personalunion quasi. Doch wie bereits eingangs erwähnt, hat sich in den letzten Jahren einiges geändert.
Angefangen hat es mit meiner Einsicht, dass ich mit dem was in und um mir herum vor- und abgeht nicht mehr alleine klarkommen kann und auch nicht will.
Ein großer Dank gilt hier vor allem auch meiner LARP/Pagan/Wiccan Bubble. In ihr und durch sie habe ich unter anderem gelernt, dass ich nicht nur nicht alleine bin, sondern dass ich auch nicht DAS Problem bin – zumindest nicht alleine.
Denn klar, alles auf ADHS und Depressionen zu schieben, wäre theoretisch zwar möglich und vielleicht sogar auch richtig, aber immer auch mit der Gefahr, dass ich es mir zu einfach mache.
Aber wenn die letzten zwei Jahre eines nicht waren, dann einfach. Von der AU und der Suche nach einem Termin, über meine Teilnahme an der Tagesklinik, bis hin zum Beginn verschiedener Therapien, Reha Maßnahmen und Jobsuchen … Alles war anstrengend, hat Kraft gekostet und mehr als einmal war ich drauf in dran, alles wieder hinzuschmeißen. Doch irgendwas in mir hat sich mit Hand und Fuß dagegen gewehrt, zusammen mit mir in alte Muster zurückzufallen. Und auch wenn’s eine Weile gedauert hat und auch wenn ich noch lange nicht am Ziel bin, so hat es sich dennoch schon gelohnt.
Die Rückkehr zur Schreiberei habe ich dabei mehreren Leuten zu verdanken. Manche von ihnen, wie zum Beispiel Streamer*innen aus meiner Bubble sind dabei durchaus reell, andere von ihnen glauben zumindest, dass sie das sind (Sorry Mireille, du weißt, ich lieb’ euch trotzdem).
Was genau die Zukunft bringt, ist leider noch unklar und wird es wohl auch bleiben, bis es Gegenwart und letztlich auch Vergangenheit wird, aber ich weiß, ich glaube nicht nur, sondern ich weiß, dass die Schreiberei ein fester Bestandteil eben dieser Zukunft sein wird.
Ganz gleich, ob es Geschichten, Gedichte, Traumreisen oder andere Texte sein werden (ein paar Ideen lungern da schon rum), das Motto war, ist und bleibt:
Angefangen mit dem Schreiben habe ich schon früh, aber aufhören damit werde ich erst spät, vielleicht sogar gar nicht.
Zeit ist halt ein merkwürdiges Konstrukt. Die einen sagen, mit ihr käme der Rat, manche sagen, man müsse mit ihr gehen, bevor sie verfliegt und manche glauben sogar, sie könne für einen Arbeiten, oder alle Wunden heilen.
Was auch immer davon stimmen mag, eins weiß ich ganz genau …
Jetzt ist MEINE Zeit.
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