Rezensionen und wie man mit ihnen umgehen kann

Das Manuskript ist fertig, die „lektorischen“ Arbeiten sind abgeschlossen und auch das Korrektorat hat endlich nichts mehr zu meckern (Sorry Claudia 😉 ). Nach der Freigabe des Covers (Danke Cornelia) und der Gestaltung des Innenlebens wurde das Buch hochgeladen und mit wachsender Spannung der erste Kauf erwartet.

*Bling* Hah, da ist er.

Doch nach dem Warten ist vor dem Warten, denn nun zittert man den Bewertungen entgegen.

Sein wir doch mal ehrlich. Bücher sind für uns Autoren nicht nur die Produkte ewiger Stunden Arbeit. Sie sind viel mehr unsere Freunde, ja man kann fast sagen, unsere Kinder. Und wenn man seine Freunde mag oder seine Kinder liebt, dann möchte man nicht, dass andere schlecht über sie reden. Man könnte nun fragen, wie es dann sein kann, dass manche ihre Freunde und Verwandten dann zum Casting schicken, aber das ist nun nicht das Thema.

Aber auch auf Bücher, so sehr wir sie auch lieben mögen, trifft eine Weisheit zu, die eigentlich omnipräsent ist, weil man sie auf alles anwenden kann. „Man kann es nicht allen recht machen.“

Oder anders ausgedrückt: „Irgendeiner wird immer etwas zu meckern haben.“

An dieser Stelle möchte ich kurz unterbrechen, um zu erklären, wie es zu diesen Zeilen kommt. Am 13.10.2016 (Aktuell könnte man es auch ‚vorgestern‘ nennen.) erschien mein Erstling „himmlische Flüche und teuflische Zurückhaltung„. Das Buch wurde schon ein paar mal gekauft und hat auch schon die ersten Rezensionen kassiert. Ihr könnt euch nun sicherlich schon denken, dass nicht beide die Höchstwertung bekommen haben. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich das auch gar nicht erwartet. Ganz im Gegenteil. Ich habe in Gesprächen mit Freunden und Kollegen mehrfach gesagt, dass sicher auch Bewertungen mit der niedrigsten Punktzahl kommen werden. Es wäre nur natürlich und auch nur eine Frage der Zeit.

Wenn das alles so logisch scheint, warum dann dieser Beitrag?

Möchte ich einfach nur ein wenig auf Dramaqueen machen? Ein wenig „Attention Whoring“? Mitnichten. Der Grund für meine Worte ist eine Rezension, die nur vier anstelle von fünf Sternen mit sich gebracht hat. Vier Sterne sind an sich eine tolle Bewertung wenn man bedenkt, dass man bei Amazon keine halben vergeben kann. Allerdings gucke ich bei Rezensionen nicht nur auf die Punkte, sondern lese auch ihre Inhalte (Sonst lernt man ja auch nichts aus ihnen.). Und wenn darin dann etwas von Enttäuschung oder Ähnlichem steht, dann macht man sich schon Gedanken, was man falsch gemacht haben könnte. Man macht also genau das, was eine solche Rezension, sofern sie nicht voller Lob ist, erreichen soll.

Kurz: Es geht nicht nur um Rezensionen, sondern auch darum, wie man mit ihnen umgehen kann.

Rezensionen, die offensichtlich wider jeglicher Grundregel des vernünftigen gemeinsamen Miteinanders geschrieben wurden und somit allein das Ziel haben, den Autoren und/oder sein Werk niederzumachen, werden hier nicht behandelt. Es geht mir ausschließlich um „ordentliche“ Bewertungen. Nur damit das auch mal gesagt ist.

Damit sich andere, seien es Anfänger oder Profis ihrer Zunft, nicht zu sehr den Kopf zerbrechen (Manche Rezensionen gehen einem halt näher als andere. Aber auch das ist nur natürlich.), möchte ich meine Gedanken zu Bewertungen an sich mit euch teilen. Vielleicht kann ja einer vom eich etwas daraus mitnehmen. Die Worte lassen sich auf alle Bereiche anwenden, bei denen man sich einer öffentlichen Bewertung seiner Werke aussetzt.

Gut und was hat das mit dir zu tun?

Und da soll halt mein Erstling als exemplarisches Beispiel dienen. „himmlische Flüche und teuflische Zurückhaltung“ ist eine Kooperation mit Melanie Weber-Tilse. Zum Beginn unserer Zusammenarbeit hatte sie schon einige Bücher fertig und diese auch erfolgreich vertrieben. Somit hatte sie sich auch schon eine entsprechende Leserschaft aufgebaut. Warum das wichtig ist, dazu komme ich später noch. Zuvor möchte ich Missverständnissen vorbeugen.

Mein heutiger Beitrag soll Kritiken weder runterspielen, noch ihre Verfasser als Meckerköpfe abstempeln. Ganz im Gegenteil. Kritiken können uns, sofern sie objektiv verfasst sind, super dabei helfen, besser zu werden, was stets und immer unser Ziel sein sollte. Schließlich werden sie (in der Regel) von Lesern verfasst.

Na und?

Zur Erinnerung: Leser sind die Menschen, die uns Autoren das Leben, zumindest teilweise, finanzieren. Sie kaufen unsere Bücher mit dem Geld, für das sie gearbeitet haben.

Wenn Leser Kritik äußern, ist das, auch wenn sie nicht komplett positiv sind, noch lange nichts Negatives. Im Gegenteil, sie sind durchwegs positiv anzusehen. Ein Leser, der eine Kritik schreibt, hat eine gewisse Bindung zu dem Werk und/oder dem Autoren aufgebaut. Ansonsten hätte er sich nicht die Mühe gemacht, seine Kritikpunkte zu äußern.

Ich hab mal im Kundenservice und auch im Kündigungsmanagement eines etwas größeren Anbieters der TV Sparte gearbeitet. Wir hatten dort damals eine Art Leitspruch. „Ein Kunde, der sich beschwert, ist noch nicht verloren. Ein Kunde, der sich beschwert, will eigentlich nicht gehen, er will gehört werden.“

War es das jetzt?

Nicht ganz. Denn was einem beim Lesen von Bewertungen unter der Höchstpunktzahl klar sein sollte ist die Tatsache, dass dort auch Negativpunkte aufgezählt werden. Ist ja auch klar, sonst hätte es doch die volle Punktzahl (oder „Sternzahl“) gegeben. Je mehr die Wertung von der Höchstmöglichen abweicht, umso mehr negative Dinge werden zur Sprache kommen. Vielleicht wird eben jene Sprache auch mal etwas deutlicher werden. Letzteres passiert immer dann gerne, wenn man die Wertung sofort schreibt, ohne es etwas sacken zu lassen. Der Leser (oder in diesem Falle eher Schreiber) ist dann halt voll drin, in seiner ‚Aufregung‘, will seine Kritik unbedingt sofort loswerden und schreibt dann eine Bewertung im Eifer des Gefechts.

Auch wenn sich der Wortlaut dann oft etwas harscher liest, denkt immer an eines: Der Leser möchte einen dann nicht angreifen. Er möchte euch dann nur mitteile, was ihn davon abgehalten hat, die Kelle mit der großen FÜNF zu ziehen.

Und ja, manchmal wird das, was den Leser gestört hat, genau das sein, was ein anderer in den höchsten Tönen gelobt hat. Das nennt sich dann „unterschiedlicher Geschmack“ oder auch „Individualität“. Also genau das, was uns Menschen ausmacht und von den anderen abhebt.

Aber negativ ist doch trotzdem nicht gut?

Stimmt auffallend. Negativ wird auch immer negativ bleiben. Außer in der Mathematik, da gibt es dann verschiedene Möglichkeiten, das zu relativieren oder zu ändern.

Aber macht euch doch keinen Kopf darum, dass jemand euch nicht mit der höchsten Punktzahl  bewertet hat. Sowas passiert nicht nur euch (oder halt mir ^^). Gerade bei Erstlingen können und werden Fehler passieren. Aber wir machen die Fehler um aus ihnen zu lernen. Oder wie es eine berühmte Fledermaus sagen würde: „Wir fallen, um wieder aufzustehen.“

Auch bei Kooperationen besteht recht schnell die Gefahr, dass das Buch eine nicht perfekte Wertung kassiert.

Warum? Nun, gerade wenn der Kooperationspartner, wie in meinem Falle, schon ein paar Bücher draußen hat, dann kann es passieren, dass eben jener Kooperationspartner (in meinem Falle halt Melanie) auch Leser mitbringt. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn diese Leser nicht an sich schon eine gewisse Grunderwartung mitbringen. Klingt komisch, ist aber so.

Wenn diese Erwartungen dann nicht erfüllt werden, dann kann es auch zu negativen, bzw. nicht ganz perfekten Reaktionen kommen.

Aber dafür hat man dann halt schon das eine oder andere Buch mehr abgesetzt. Immer positiv denken. 😉

Denn seht es mal so: Eine negative Kritik, kann auch zum Lesen verleiten. Manch einer wird nämlich wissen wollen, ob das Buch wirklich so schlimm ist.

Ihr kennt doch den Spruch „Ich bin so schlecht im Bett, das muss man erlebt haben.“

Sonst noch irgendwelche Bauernweisheiten?

Nicht ganz. Aber eine andere Sache noch. Glaubt nicht, dass es den großen Autoren anders geht. Auch die bekommen negative Rezensionen und das nicht zu knapp. Die haben halt oft nur einen Vorteil. Sie müssen sich nicht mehr damit beschäftigen. Meist haben die Verlage, Agenten oder sonstiges Fußvolk, welches sich darum kümmert. Also wenn von denen die Rezis überhaupt noch gelesen werden.

Glaubt ihr nicht?  Ich habe mir mal aus dem Bereich Fantasy, Erotik und Horror mal jeweils ein Beispiel rausgesucht. Jedes Mal extra von jemandem, der sich über seinen Kontostand sicherlich keine Gedanken mehr machen muss. Ich werd auch nicht verraten, welches von wem ist. Das könnt ihr selber herausfinden, ist nicht schwer 😉

Warum ich das zeige? Nun als Motivation oder auch Beruhigung. Und um meine eigene Aussage von oben zu beweisen…

Auch DIE können es nicht jedem recht machen. Und bei einer wachsenden Leserschar gibt es nicht nur mehr potentielle Positivstimmen, sondern halt auch die andere Seite der Medaille.

Bei der Fantasybewertung sind 1/3 nicht auf Maximum. Hunger leiden muss die Autorin trotzdem nicht (mehr).
Der erotischste Beweis, dass gehypte Bücher sich nicht zwingend in gehypten Bewertungen widerspiegeln müssen.
Ein unbestrittener Meister des Horrors, aber „nur“ 4,6 von 5. Trotzdem würde IHN das nicht verunsichern, denn ihn würde auch niemand als schlecht bezeichnen.

Also doch alles nur zum Relativieren?

Nein, wirklich nicht. Schaut doch mal. Es wird immer Negatives geben.

Unsere Bücher wird man auch immer wieder mal negativ bewerten. Aber das macht doch unsere Werke nicht schlechter.

Wenn vielleicht tausend Lesern unser Buch so schlecht finden, dass sie nur einen Stern geben, müssen wir uns nicht schlecht fühlen. Vor allem dann nicht, wenn es mindestens doppelt so viele gut finden und über den Klee loben.

In der Politik funktioniert Demokratie doch auch, warum also nicht auch in unserem Umgang mit Rezensionen? Wenn es mehr gut finden als es negative Stimmen gibt, haben wir doch alles richtig gemacht oder?

Ich persönlich gehe sogar noch ein paar Schritte weiter und sage:

Wenn  5.000 Bewertungen mit einem Stern auch nur eine Bewertung mit fünfen gegenübersteht, wenn ich zwar bei hunderten Lesern für lange Gesichter gesorgt, dafür aber einem einzigen Leser ein paar schöne Momente gebracht und den Tag verschönert habe, dann habe ich alles richtig gemacht.

In diesem Sinne:

Seht nicht alles so ernst, ich tu es auch nicht (mehr)!

Patricius

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