Des Schreibers Dilemma – Hoffnungslos überschätzt und doch daraus gelernt

 

Moin meine Lieben Raben, oder doch eher schon Mahlzeit?

Ich hoffe ihr hattet bisher einen schönen oder zumindest angenehmen Start in das Wochenende.

Ich habe seit Donnerstag Urlaub, den ich aber zu Hause verbringe, um ein wenig was für mich und vor allem für das Buch zu tun.

Denn wie ich gerade festgestellt habe, sitze ich nicht nur schon seit nun mehr als einem ganzen Jahr an der Geschichte sitze, sondern euch auch schon seit gefühlten Ewigkeiten immer weiter Vertröste, was die Vollendung und somit auch das Erscheinen des Buches angeht.

Manche von euch erinnern sich vielleicht noch, dass ich auf Drängen von meiner geschätzten Kollegin und mittlerweile sehr guten Freundin Jennifer J. Grimm am NaNoWriMo teilgenommen und ihn – ganz knapp- auch erfolgreich abgeschlossen habe.

Seitdem habe ich die Menge, die ich damals in einem Monat geschrieben hatte, während der darauffolgenden Monate weit mehr als nur verdoppelt.

Mittlerweile bin ich, aber auch das ist nichts Neues für euch (schließlich habe ich HIER ja schon grob darüber berichtet), dabei, die Änderungen, die ich am ausgedruckten Manuskript vorgenommen habe, in das eigentliche Manuskript zu übertragen.

Aktuell habe ich damit noch 168 Seiten vor mir, die ich aber hoffentlich alle in meinem Urlaub abarbeiten können werde.

Ich weiß, auch das habe ich schon mehrfach gesagt und genau deswegen habe ich mich ja auch zu diesem Post entschlossen.

Nein, keine falschen Hoffnungen, ich werde nicht aufgeben.

Ich wollte einfach nur die Gelegenheit nutzen, um bei euch, die ihr schon mehr als ein halbes Jahr vertröstet werdet, um Entschuldigung zu bitten.

Wisst ihr, als ich mich damals bei AuthorWing anmeldete, und auch angenommen wurde, da hatte ich seit über zehn Jahren ein Fantasyprojekt am Laufen, von dem die ganz alten Vögel unter euch eventuell noch kleine Fetzen in den Gruben ihrer Erinnerungen liegen haben.

Dieses Projekt, wollte ich eigentlich „nur“ vollenden, um mir damit einen lang gehegten Traum zu erfüllen.

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“

Als ich mich 2016 zum NaNoWriMo anmeldete, hatte ich das Fantasyprojekt bereits, mal wieder, auf Eis gelegt.

Warum? Ganz einfach. Selbst ich mit meiner Betriebsblindheit konnte der Geschichte ansehen, dass ich sie seit Ewigkeiten schreibe und ich hatte das Gefühl, dass ich, wenn ich sie jemals vollenden sollte, sie komplett überarbeiten müsste, damit der Schreibstil homogener wird und ich ihn meinem jetzigen „Motto“ #FantasyTrifftGroßeSchnauze anpassen könnte

Außerdem muss ich zugeben, dass ich, je weiter ich mit der Geschichte kam, mir eingestehen musste, dass ich die Art, wie ich die Geschichte aufbauen wollte, bzw. aufgebaut habe, evtl doch falsch gewählt habe.

Mittlerweile bin ich aber der Meinung, dass ich das Projekt nicht komplett löschen, wohl aber noch eine ganze Weile ruhen lassen werde.

Denn aktuell, und damit will ich den Text zum eigentlichen Thema wieder zurückführen, bin ich ja nicht nur am Schreiben, sondern nehme an einer vom Amt finanzierten Umschulung teil, deren Ziel ich mir zwar selbst ausgesucht habe, mit dem ich aber mittlerweile immer weniger leben kann.

Im Rahmen dieser Umschulung, bin ich täglich von 06:45h bis ca 18:00h aus dem Haus.

Meine Kraft und Motivation, dann noch „weiterzuarbeiten“, könnt ihr euch sicherlich vorstellen.

Und genau das ist der Punkt.

Denn ein Buch zu schreiben, das ist nicht nur Spaß, sondern verdammt harte Arbeit (auch wenn manch einer das sicherlich anders sehen mag).

Und genau diese Arbeit, hab ich damals, als ich mich zum NaNo eingeschrieben habe unterschätzt.

Ich dachte mir „Hey, ich schreib diese 50.000 Wörter, mach dann im Dezember den Rest dazu, überarbeite kurz und dann geht es im Februar/März ab in die virtuellen Regale und rein in die Charts bei Amazon.“

Ja Bullshit.

Nicht nur, dass ich im Dezember bei Weitem nicht einmal ansatzweise in die Richtung der Fertigstellung meiner Rohfassung kam, nein, dieser Punkt ließ bis zum 05.08.2017 auf sich warten.
Aber gut, wer konnte denn auch wissen, dass meine Protagonisten das Ruder so an sich reißen, und dermaßen eskalieren, dass ich am Ende 444 Seiten zu überarbeiten haben würde?

ICH NICHT!

So sah das ganze mal aus. Frisch und unschuldig.
Aber auch im August wähnte ich mich noch relativ sicher, dass ich endlich bald fertig werden würde.
Und das obwohl ich schon mehrfach bemerkt hatte, wie schwer es sein konnte, neben solch einem Fulltime Job auch noch zu schreiben.

Aber ich dachte halt, dass ich mit der Fertigstellung der Rohfassung das Schlimmste bereits hinter mir hätte, schließlich hatte ich ja mittlerweile, nach einem riesigen hin und her meinerseits, das Cover schon fast fertig (Also  von Claudia erstellen lassen, die mir nach jeder Unterhaltung zu diesem Thema mehr leidgetan hat… ^^).

Wieder geirrt.

Das Schlimmste stand mir noch bevor.
Ein Manuskript zu lesen, vor allem wenn es das eigene ist, ist echt nicht ohne.

Schließlich liest man nicht nur eine Geschichte, sondern man sucht in ihnen aktiv nach Fehlern.
Und das ist manchmal echt nicht leicht.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Fehler sich vor einem verstecken, sobald man sie anschaut.
Ein Zustand, den man eigentlich als Betriebsblindheit kennt, den manche aber auch als „Quantensperre“ bezeichnen würden (Weeping Angels anyone?).

Und das war dann ja noch nicht alles.

Denn die auf dem Manuskript eingetragenen Bemerkungen mussten/müssen ja noch, ebenso wie die Anmerkungen der beiden Testleserinnen, in die Datei eingetragen werden.

Aber auch hier habe ich mich wider über- bzw. den Aufwand unterschätzt.
Ich bin davon ausgegangen, dass ich eventuell einen bis zwei Monate brauchen werden würde, um die Notizen zu machen und diese einzuarbeiten.
Mittlerweile bin ich froh, wenn ich an freien Tagen zumindest mal auf zwanzig Seiten an Eintragungen komme (mittlerweile sind es nur noch 168 Seiten, die mir fehlen).

Warum ich so viel länger brauche?

Nun zum einen schlaucht das Lesen und das parallele Eintragen ziemlich, und zum anderen findet man dabei auch immer wieder Dinge, die man auch noch, oder anders oder gar doch nicht überarbeiten will.

Auch habe ich schmerzhaft lernen müssen, dass man sich bei diesem Prozess von einem Großteil seiner Wortbabys trennen muss/wird.
Bei mir macht sich das dadurch bemerkbar, dass ich von anfänglich 444 Seiten, die eigentlich auch nur 280-320 hätten werden sollen, wieder auf 403 Seiten runter bin.

Ergo habe ich nach etwas mehr als der Hälfte der Überarbeitung bereits über 10% meines Textes gestrichen.

Und glaubt mir, das war bei Weitem nicht immer leicht.
Nun aber beginne ich Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Nicht nur, dass die Seitenzahlen nun deutlich freundlicher wirken (Ich trage die Änderungen von hinten nach vorne ein), nein auch die Liste der in Papyrus als noch zur Bearbeitung ausstehend gekennzeichneten Kapitel wird immer kürzer.

Nebenbei habe ich mir aber auch eine Liste mit Dingen gemacht, die ich beim nächsten Buch anders und somit hoffentlich auch besser machen will/werde.

Unter anderem zählen dazu:

    • Mich nicht so stark unter Druck zu setzen
    • Mehr Auszeiten nehmen.
      Klingt nun erstmal kontraproduktiv, aber wer sich dauernd zu stark verausgabt, kommt am Ende nur noch langsamer voran, wie ich am eigenen Leib feststellen musste.
      Irgendwann ist der Tank halt leer.
    • Nicht so stark an einzelnen Passagen aufhängen, nur um sie schon im ersten Durchgang möglichst perfekt niederzuschreiben.
      Zum einen klappt das eh nicht, und zum anderen kostet es massiv Zeit, von der Kraft und Motivation die dabei flöten geht mal ganz zu schweigen.
      Außerdem tut man sich dann beim Überarbeiten nur unnötig schwer, wenn man eine solche Stelle dann doch streichen will/muss.
      Ich selber habe z.B. eine Passage gestrichen, die über zwei Seiten lang war, was mich mehrere Stunden an Überwindung gekostet hat.
    • Während meiner dedizierten Schreibzeiten zumindest versuchen, die sozialen Medien wegzulassen, die einen sonst immer wieder nur ablenken.
    • Kein TV nebenbei. Denn im Gegensatz zum TV glotzen beim Zocken, lenkt es mich beim Schreiben nur zu sehr ab (merkwürdigerweise achte ich während des Schreibens auch bei Musik mehr auf die Texte, als sonst …).
    • Die erste Runde der Überarbeitung evtl doch am PC machen und erst danach einen Ausdruck erstellen.
    • Testleser nicht schon während des Schreibens oder der ersten Überarbeitung ins Boot holen, da das gleichzeitige Einarbeiten von gleich drei Quellen einfach nur die Hölle ist und es unfair wäre, sich Feedback einzuholen, nur um es dann nicht zu nutzen.

Das sind bei Weitem noch nicht alle Ideen, aber zumindest schon ein paar.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir dadurch beim nächsten Werk schon um einiges leichter fallen wird, wobei ich auch da wieder Fehler machen werde.
Denn Schreiben ist ein Prozess des ständigen Lernens und der immer wieder auftretenden Veränderungen.

Ja, ich habe das alles überschätzt, aber ich habe auch daraus gelernt.
Und nein, ich bereue nichts und werde schon gar nicht aufgeben, denn dafür bin ich schon viel zu weit gegangen.

In diesem Sinne…

Euch noch ein schönes Wochenende und nun, weit mehr als eine Stunde nach dem Beginn dieses Aufsatzes:

Mahlzeit.

Kraaaaaaah!

Patricius de Corax

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