Es ist ein grauer Tag, als ich mich durch den dichten Hamburger Berufsverkehr kämpfe. Gut, um ehrlich zu sein, es ist der Busfahrer, der sich einen abmüht. Ich selbst habe keinen Führerschein, sollte das mit dem Autofahren also besser lassen, auch wenn das bei den aktuellen Verkehrsverhältnissen nicht wirklich auffallen würde, wenn da ein Idiot mehr auf der Straße wäre, meint zumindest meine Sitznachbarin, mit der ich mich bis eben noch unterhalten habe. Gedankenverloren blicke ich nach draußen. Der Regen trommelt in einer Art und Weise gegen das Fenster, die jeden Heavy Meta Drummer neidisch machen würde und der Wind lässt mich unweigerlich an Mary Poppins UND Bob Dylan denken … GLEICHZEITIG.
Alles in allem zeigt sich Hamburg heute mal wieder von seiner allerbesten Seite.
Perfekte Voraussetzungen also, um mich gleich mit Mireille mitten in Planten un Blomen, einem der auch über die Stadtgrenzen hinaus bekanntesten wie auch beliebtesten Parks der Stadt zu treffen.
Okay, zugegeben, vorhin hatte ich noch überlegt, den Termin abzusagen oder zumindest zu verschieben, aber wir reden hier immer noch von Mireille, und die hat schon wichtigere Wesen für weniger … aber ich will nicht spoilern. Nur soviel: Wenn du jemals vor die Wahl gestellt werden solltest, ob du lieber Topfschlagen im frisch gelegten Minenfeld spielen oder Mireille versetzen willst, dann fragst du besten nach einer extragroßen Kelle und fängst an zu klopfen, das ist sicherer.
Mein Blick fällt auf den Bildschirm im Bus und ich erfahre nicht nur, dass ich an der nächsten Station aussteigen muss darf, sondern auch das Wetter. Als wäre ein Blick nach draußen nicht Offenbarung genug.
Beim Aussteigen klingelt mein Handy. Natürlich ist es Mireille und natürlich verlegt sie das Treffen. Es soll schon noch heute stattfinden (und zwar JETZT, wie sie eindringlich betonte), aber aufgrund offensichtlicher Umstände wäre ihr ein Treffen im örtlichen Café dann doch lieber, ob mir das was ausmachen würde.
Ich lasse mir den Weg beschreiben, verfluche in Gedanken kurz meine Berufswahl und sage dann mit einem Lächeln in der Stimme zu.
Wenig später sitzen wir zu zweit an einem Tisch im hintersten Winkel des Ladens. Mit zittrigen versuche ich ohne zu kleckern von meinem Kaffee zu trinken, während ich mein Handy auf den Tisch lege und den Voicerecorder starte.
Libra de Corax: „Hallo Mireille. Danke, dass du dich so kurzfristig dazu bereit erklärt hast, dich noch einmal mit mir zu treffen. Was verschafft mir die Ehre?“
Mireille: „Nun, ich habe mitbekommen, dass die Seite libradecorax komplett neu aufgebaut werden muss. Und da das letzte Interview ja doch schon eine Weile her ist, habe ich mir gedacht, dass wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und einfach ein neues, aktuelles Interview führen könnten.“
LdC: „Hat es sich also doch schon rumgesprochen. Aber was anderes war von euch ja auch nicht zu erwarten.“
Mireille: *nickt* „Ich soll dich übrigens von ihnen (Dem Rest der Gruppe – Anm. des Autors) grüßen und dir ausrichten, dass du dich melden sollst.“
LdC: „Für weitere Interviews?“
Mireille: „Na Kaffee wirst du mit den meisten nicht trinken können.“ *Sie lacht* „Nein im Ernst. Die gesamte Truppe möchte dir dabei helfen, die Seite so schnell wie möglich wieder aufzubauen.“
LdC: „Das ist nett von euch. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Patricius euch ja doch bereits seit einer ganzen Weile warten lässt.“
Mireille: „Das hat ein Großteil von uns ihm auch ziemlich übel genommen. Vor allem Milan war kurz davor, alles hinzuschmeißen und auszusteigen.“
LdC: „So schlimm?“
Mireille: „Mhm.“
LdC: „Sicher, dass da nicht mehr hinter steckt? Ich meine gehört zu haben, dass er nicht ganz zufrieden mit der Art war, wie Patricius seine Rolle im zweiten Teil aufgebaut hat. Ich hatte gehofft, du kannst mir vielleicht ein wenig mehr dazu verraten?“
Mireille: „Netter Versuch. Aber ich werde dir bestimmt nicht verraten, was im zweiten Teil passiert. Nicht generell und auch nicht zu einzelnen Charakteren.“
LdC: „Verstehe, NDA oder?“
Mireille: „Nein. Weil du es nicht für dich behalten könntest und da haben wir kein Bock drauf.“
LdC: „Schade. Nicht nur wegen mir, sondern auch, weil er da draußen seine Fans hat.“
Mireille: „Das freut ihn ja auch, da sei dir mal sicher. Aber auch die werden sich gedulden müssen, da sind wir uns alle einig.“
LdC: „Also gut, ich habe es versucht. Kommen wir also wieder zurück zum Buch. Oder sollte ich sagen, zu den Büchern? Man munkelt, es soll sich in der letzten Zeit einiges getan haben.“
Mireille: „In den letzten anderthalb, zwei Jahren um genau zu sein. Es war zwar n tierisches Auf und Ab, aber am Ende haben wir uns als Gruppe dann doch gemeinsam dazu entschlossen, dass wir die Zusammenarbeit mit ihm fortsetzen wollen. Ja, einiges ist recht suboptimal verlaufen, das kann man nicht anders sagen aber wir haben uns ausgesprochen. Und bevor du mich fragst: Nein, ich werde dir nichts über seine Beweggründe verraten, das musst du selbst mit ihm klären.“
LdC: „Und ich dachte, Carmen wäre die Mentalistin unter euch. Aber gut.“
Mireille: „Ist sie ja auch, aber um dich zu durchschauen, braucht es keine Mentalistin, da reichen zwei gesunde Augen.“
LdC: „Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema.“
*Mireille lacht*
LdC: „Wie war es denn für euch, insbesondere auch für dich, nach so viel Zeit doch wieder mit Patricius zusammenzuarbeiten? Ich mein, das letzte Mal ist ja schon eine Weile her und ging ja nicht ganz so schön zu Ende.“
Mireille: „Ja, das war anfangs schon nicht leicht. Ich meine, es war ja auch nicht das erste Mal, dass er uns von jetzt auf gleich hat fallen lassen. Ein Teil von uns war ernsthaft am Überlegen, ob wir ihm überhaupt noch eine dritte Chance geben sollten. Am Ende haben wir uns dann aber doch gemeinsam dazu entschieden, dass wir es alle noch einmal versuchen wollen.“
LdC: „Woher der Sinneswandel?“
Mireille: „Bei mir war es die Gruppe an sich. Ich mein, klar sind ein paar von uns immer wieder mal gemeinsam unterwegs gewesen, aber das ist ja was anderes, als den ganzen Tag aufeinander zu hocken und in den Rollen aufzugehen.“
LdC: „Wo du es schon ansprichst. War es eigentlich leicht, einfach so wieder in die Rolle der launischen Hexe zu springen, oder musstest du dich darauf vorbereiten?“
Mireille: „Das ist das Schöne an meiner Rolle. Sie ist, als wäre sie mir auf den Leib geschrieben worden.“
LdC: „Das wäre meine nächste Frage gewesen, um auch ein wenig Inhalt aus dem Ursprungsbeitrag in den Relaunch zu bekommen. Wie viel aus der Rolle der Mireille steckt in der Real-Life Mireille?“
Mireille: „Eine gute Frage, wirklich.“
LdC: „Danke.“
Mireille: „Ne im Ernst. In der Vergangenheit hätte ich gesagt, dass sie hier und da Dinge von mir hat und ich von ihr. In der letzten Zeit war es dann aber doch deutlich mehr, vor allem was das aufbrausende angeht.“
LdC: „Wegen Patricius?“
*Lichter beginnen zu flackern*
Mireille: *sichtlich angespannt* „Mja. Es war für viele von uns, ich möchte sogar so weit gehen zu behaupten, dass ich ausnahmsweise für uns alle sprechen kann, ein Herzensprojekt, bei Vampire Squad mitzuwirken.“
LdC: „Weil ihr alle Vampire und Hexen mögt?“
Mireille: „Ach was, da hätten wir uns auch jede andere Story aussuchen können. Na ja, bis auf Twilight, aber das versteht sich ja wohl von selbst.“
LdC: „Aber warum …“
*Lichter flackern erneut*
Mireille: „Weil Vampire in der Sonne verdammt nochmal nicht zu glitzern haben. Sie haben in Flammen aufzugehen, als würde Gondor selbst um Hilfe rufen.“
LdC: „Eigentlich meinte ich eher, warum es solch ein Herzensprojekt für euch alle war. Aber interessanter Vergleich. Mal schauen, was Leon dazu sagt.“
Mireille: „Ach, der ist weitaus schlimmeres von mir gewohnt. Aber was deine Frage angeht … Klar, wir alle mögen Hexen und Vampire. Aber was uns allen so gefallen hat, war, dass Vampire Squad mal was anderes war oder besser gesagt ist. Es spielt in Hamburg, und somit abseits der bereits ausgetretenen Pfade. Auch die Art des Schreibens und die Art und Weise, wie die Charaktere untereinander und miteinander umgehen. Und nicht zuletzt können wir uns alle mit unseren Rollen identifizieren.“
LdC: „Das klingt in der Tat speziell. Kommen wir aber zur letzten Frage. Kannst du uns einen, sehr gerne spoilerfreien, Ausblick auf die Zukunft deiner Rolle und der Serie geben?“
Mireille: „Also dass es drei Teile gibt, ist ja kein Geheimnis. Ich kann dir nicht sagen, ob ich in allen drei Teilen dabeisein werde, aber da die Rohrform vom dritten Band auch schon bei achtzig bis neunzig Prozent liegt kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass Patricius sich bei allen drei Teilen einen mordsmäßigen Kopf um Plausibilität und Spaß beim Lesen macht, um das zu erreichen, wobei wir ihm helfen wollen.“
LdC: „Und das wäre?“
Mireille: „Allen, die das Buch bzw. die Bücher lesen, zumindest eine kleine Auszeit von der Realität zu verschaffen.“
LdC: „Vielen Dank fürs Gespräch.“
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