Ask the Chars – Im Gespräch mit Carmen

Ich weiß schon gar nicht mehr, wo damals das erste Gespräch mit Carmen stattgefunden hat. Ich weiß nur, dass beim Gedanken an die Location auf die ich gerade zusteuer doch ein Hauch von Nostalgie überkommt, handelt es sich hierbei doch nicht nur um eines der Hamburger Wahrzeichen überhaupt, sondern vor allem auch um eine Örtlichkeit, die ich als Kind des Öfteren, zusammen mit der Familie besucht habe. Die Rede ist vom Hamburger Fernsehturm. Eigentlich ist er seit einigen Jahren gesperrt, seitdem er nach einer Renovierung seinen Bestandsschutz verloren und sich somit an die neueren Brandschutzverordnungen halten muss. Und doch hat sie ausgerechnet das ehemalige Café im 14. Geschoss des Heinrich-Hertz-Turms, wie er eigentlich heißt, für unser Treffen vorgeschlagen.

Ich muss zugeben, dass ich den Weg mit einer gehörigen Portion Skepsis angetreten bin, und auch jetzt noch, wo ich schon am Fuße des Turms stehe und darauf warte, dass einer der Fahrstühle sich öffnen würde frage ich mich, ob Carmen mich nicht doch auf den Arm genommen hat. Aus vergangenen Tagen und aus Berichten anderer kenn ich sie zwar nur als zuverlässige Person, aber eben auch als zuverlässige Person mit einer gehörigen Portion Schabernack im Blut.

Noch während ich darüber nachdenke, sie anzurufen, fährt ein dunkles Auto mit getönten Scheiben vor und natürlich ist es nicht Carmen, die da aus dem Auto steigt, sondern zwei Angestellte eines Sicherheitsdienstes, die nicht wirklich so wirken, als wären sie zu Späßen aufgelegt. Wenig verwunderlich, wie ich mir selbst eingestehen muss, schließlich ist der Fernsehturm derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Das geben mir auch die beiden Herren zu verstehen, bevor sie mich nach meinem Namen und dem Grund meines Aufenthaltes fragen. Nach einer kurzen Unterredung funken die beiden ihre Zentrale an, um meine Aussage zu validieren.

Und tatsächlich stehe ich wenige Momente später nicht wieder am Bahnsteig, sondern schaue in 127 Höhe auf die Stadt runter.

Lange kann ich diesen wunderschönen Ausblick aber nicht genießen, zumindest nicht alleine, denn ich höre wie sich hinter mir die Türen zum Fahrstuhl ein weiteres Mal öffnen. Und noch bevor ich wirklich reagieren kann, umschlingen mich zwei Arme von hinten.

 

Carmen: „Freut mich, dich zu sehen. Schön, dass du es geschafft hast.“

LdC: „Eigentlich wäre das jetzt ja mein Part gewesen, aber ja, ich freue mich auch, dich wiederzusehen. Noch dazu an so einem Ort … Wow.“

Carmen: *strahlend* „Dann gefällt es dir hier also? Ich war mir nicht sicher, ob es klappen würde, oder ob es dir überhaupt gefällt.“

LdC: „Dass es klappt, habe ich auch nicht gedacht. Um ehrlich zu sein, ich hab mich schon gefragt, ob das nun nicht vielleicht doch einer deiner berühmten Späße wird. Wie zum Geier hast du es geschafft, dass wir uns hier treffen können?“

Carmen: „Lass es mich so sagen. Ich kenne da wen, der eventuell wen kennt, der eventuell den Turm bzw. die Plattformen gepachtet hat.“

LdC: „Danke Carmen. Nicht nur für diesen besonderen Moment, sondern natürlich auch dafür, dass du es Mireille gleichtust und mir ein weiteres Interview gibst.“

Carmen: „Sehr gerne. Also beides. Als Mireille mir davon erzählt hat, dass die Seite komplett neu aufgebaut werden muss war mir klar, dass ich unbedingt wieder dabei sein will. Im Englischen gäbe es dafür das Sprichwort >>Getting the band back together<< oder so ähnlich. Und ohne dich und deine Seite … Irgendwie wäre es nicht dasselbe.“

LdC: „Womit du mir auch schon eine der Fragen vorweggenommen hättest. Aber ich freue mich trotzdem. Was waren denn deine Gedanken, als du erfahren hast, dass Patricius es doch noch einmal versuchen will?“

Carmen: *grübelnd* „Hmmm … Ich weiß nicht so recht, wie ich es beschreiben soll. Es war eine Mischung aus Freude und Hoffnung, aber auch aus >>Echt jetzt? Schon wieder?<< Verstehst, was ich meine?“

LdC: „Absolut. Es war ja nicht das erste Mal, dass er pausiert hat.“

Carmen: „Richtig. Und schon das letzte Mal hat er gesagt, er wäre zurück, um zu bleiben. Ich mein, du kannst mir nicht sagen, dass du nicht misstrauisch gewesen bist. Ich meine, wie hast du reagiert?“

LdC: „Eigentlich geht es hier ja weniger um mich, als um dich, aber wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mich gefragt, was denn dieses Mal so anders sein soll, als bei den anderen Anläufen?“

Carmen: „Und? Hast du eine Antwort darauf gefunden?”

LdC: „Nicht wirklich. Aber wenn du magst, füge ich das zu den Fragen hinzu, die ich ihm stelle, sollte sich mal die Gelegenheit für ein Interview mit ihm ergeben.“

Carmen: „Au ja, das klingt nach einem Plan. Steht da denn schon was an?“

LdC: „Noch nicht, aber vielleicht habe ich da die eine oder andere Idee. Speaking of Ideen … Hast du eine Idee für ihn, wie er vorangehen kann? Wenn du dir etwas von oder für ihn wünschen könntest. Nein warte … Wenn die Empathin Carmen ihm bei etwas behilflich sein könnte, was würde sie ihm an Gedanken in den Kopf setzen?“

Carmen: „Du kennst Carmen nicht gut genug glaube ich. Ich mein, ja, sie treibt ihren Schabernack mit ihren Fähigkeiten, aber wenn es ernst wird, nutzt sie ihre Fähigkeiten schon mit Bedacht. Aber ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Nein, ich glaube nicht, dass sie ihm Gedanken einpflanzen würde. Ich glaube eher, dass sie ihm Gedanken wegnehmen würde.“

LdC: „Oh, das ist interessant. Welcher wäre das?“

Carmen: „Selbstzweifel. Ich glaube, das ist das, was ihm am meisten zurückhält. Ich könnte jetzt was dazu sagen, aber vielleicht kommt er ja noch von selbst drauf. Aber ja, ich glaube, das ist es, was Carmen machen würde.“

LdC: „Apropos machen. Gibt es etwas, was du uns über Carmens Rolle erzählen kannst, was nicht zu viele oder vielleicht sogar gar keine Spoiler enthält?“

Carmen: „Nun ja, gerade zu meiner Rolle könnte das nicht so leicht werden.“

LdC: „Warum dieses?“

Carmen: „Wenn ich dir das sage …“

LdC: „Dann müsstest du mich töten?“

*Carmen lacht*

Carmen: „Ja genau. Nein im Ernst. Wenn ich dir verrate, warum ich dir keine Antwort geben kann, dann gebe ich dir damit die Antwort.“

LdC: „Schade, ich hatte gehofft, zumindest ein wenig was darüber erfahren zu können, wie es weitergeht.“

Carmen: „Ich weiß. Und es tut mir auch leid. Aber es ist nun einmal so, dass Carmen eine Rolle hat, die wichtig ist. Gerade dann, wenn man sie endlich ein wenig näher kennenlernt wird man sehen, dass sie mehr kann, als manche Leser*innen ihr zutrauen möchten. Ganz ehrlich? Ich mag sie.“

LdC: „Du identifizierst dich also mit ihr?“

Carmen: „So weit würde ich nicht unbedingt gehen. Ich mag sie und ich erkenne die eine oder andere Eigenschaft an ihr, die mir gefallen.“

LdC: „Was magst du denn an ihr?“

Carmen: „Ich glaube, ich mag dieses Wechselspiel aus Naivität und absoluter Unnachgiebigkeit, wenn sie der Meinung ist, dass es darauf ankommt. Ich mag diese Ambivalenz. Man weiß nie, welcher Teil von ihr gerade zuhört, oder die Ruder in der Hand hält.“

LdC: „Eine Wundertüte auf zwei Beinen also?“

Carmen: „So in etwa. Ich finde, dass das Ganze ein wenig Dynamik ins Spiel zwischen den Charakteren bringt.“

LdC: „Wo wir schon von Charakteren reden. Mireille hat mir schon erzählt, dass ihr euch gesammelt dazu entschieden habt, Patricius eine weitere Chance zu geben. Was gab da bei dir den Ausschlag?“

Carmen: „Für mich stand es außer Frage, dass ich dabei sein würde. Nicht unbedingt wegen Patricius, oder zumindest nicht nur wegen ihm. Weißt du, ich lass’ zwar ungern Leute im Stich, die mich um Hilfe bitte, aber ich bin auch eine, die gerne zu Ende bringt, was sie anfängt. Und es fühlte sich einfach falsch an, dass wir mittendrin aufgehört haben.“

LdC: „So schade es auch ist, dass es so weit kommen musste, so schön ist es trotzdem auch zu hören, dass es doch wieder weiter geht. Wenn ich ehrlich bin, dann hätte ich es ziemlich schade gefunden, wenn ihr vor dem Ende aufgehört hättet.“

Carmen: „Dann magst du also, was wir tun?“

LdC: „Absolut. Ich hab das Buch schon mehrfach gelesen. Also das Erste. Beim zweiten hatte ich mich mit als Testleser beworben, aber daraus wurde leider nichts.“

Carmen: „Oh, das tut mir leid. Wenn du willst, kann ich versuchen, dir ein Exemplar zu organisieren.“

LdC: „Ach ne du, lass mal. Ich meine, danke fürs Angebot, aber ich hab mich bereits damit abgefunden. Und wer weiß? Vielleicht ist das ja auch gut so. Zumindest spoiler ich mich dann nicht.“

Carmen: „Guter Ansatz. In meinen Augen verpasst du dann zwar einiges, aber dafür hast du am Ende länger was von der Vorfreude. Und wenn es eine Sache gibt, die ich dir spoilerfrei über den zweiten Teil erzählen kann, dann die Tatsache, dass wir alle der Meinung sind, dass der zweite Teil von Vampire Squad jetzt schon das Warten wert ist. Und wir sind noch lange nicht fertig damit, das Buch noch besser zu machen.“

LdC: „Na dann bin ich ja mal gespannt. Carmen, vielen Dank für das Gespräch.“