eBook vs. gedrucktes Buch – Das neue David vs. Goliath?

Zugegeben, die Frage nach dem Medium auf oder aus dem gelesen wird, ist nicht sonderlich neu. Ganz im Gegenteil. Seit fast einem halben Jahrhundert wird daran gearbeitet, dass wir Texte nicht nur in Form von physischen Büchern transportieren und konsumieren können.

Gut okay, von der Grundsteinlegung vom Project Gutenberg im Jahre 1971 (Verdammt, das war noch ewig vor meiner Geburt.), bis hin zum ersten komplett auf dem Computer lesbaren Buch (Mona Lisa Overdrive) sollten alleine schon annähernd zwanzig Jahre vergehen.

Und nein, es ging hierbei nicht um das möglichst auffällige Kopieren von Doktorarbeiten.

Erst im Jahre 1988 erblickte der dritte und letzte Teil der Neuromancer Reihe von William Gibsons die flackernden Computerbildschirme dieser Welt.

Wobei „erst“ in diesem Fall ja auch schon wieder relativ zu werten ist, schließlich schreiben wir gerade das Jahr 2017, fast dreißig Jahre später.

Und mein Gott, was hat sich seit damals nicht alles geändert.

Die Bildschirme sind annähernd flimmerfrei (Wenngleich man sich auch bei manchen Texten auch das Gegenteil wünscht, um sie nicht mehr ertragen zu müssen ^^), statt wenigen Kilobyte auf riesiger Fläche verteilt tragen Datenträger in Kleingeldgröße nun halbe, wenn nicht gar ganze Bibliotheken.

Was früher mal 65.000 Downloads in einem Halbjahr waren, wurde zu 350 Millionen Euro Umsatz (2015 in Deutschland)

Mama, warum erzählt der komische Onkel da im Internet uns den ganzen Kram?

Wie gut, dass ihr fragt, aber ich wollte eh gerade darauf zu sprechen kommen.

Wisst ihr, das eben schon erwähnte Projekt entstammt der Idee, Texte digital verfügbar und somit leichter verfügbar zu machen.

Wie wir heute sehen, hat das Ganze ja ziemlich gut geklappt und eigentlich könnte man das Thema damit schon abhaken.

Eigentlich…

Doch dann würde der Rest dieses Beitrages ziemlich leer aussehen, und das wäre doch blöd oder?

Warum dann also das Getexte hier?

Nun, wenn man sich in den Foren und facebook Gruppen dieser Erde umschaut, gibt es dort immer wieder die Behauptung, dass eBooks den normalen Büchern schon bald den Rang ablaufen könnten.

Ich will nun nicht so vermessen sein und behaupten, dass dieses nie geschehen wird. Ich bin allerdings vermessen genug um zu behaupten, dass es noch eine Ganze Weile dauern wird.

Der aktuelle Trend hat sich in vier Jahren von einem Prozent Marktanteil im Jahre 2011 auf gerade mal sechs Prozent in 2015 gesteigert (Quellen: wikipedia.de und t3n.de).

Nur mal so als Vergleich: Die Amerikaner sind da schon ein großes Stückchen weiter (Aber man muss denen ja auch nicht alles nachmachen gelle? ^^).

Warum nun also diese latente Angst vor eBooks?

Nun vielleicht ist es ja nicht die Angst vor dem Medium eBook an sich, sondern vielmehr die Art wie damit umgegangen wird.

Einerseits sind eBooks, seitdem die meisten wieder ohne DRM (Digital Rights Management), also ungeschützt zu haben sind, leicht zu kopieren und im Nachgang ebenso leicht zu verteilen. Etwas ähnliches gab es zwar schon davor, indem  man die Bücher Seite für Seite eingescannt hat, aber das Kopieren einer Datei ist dann doch noch etwas leichter, wenngleich auch nicht legaler.

Ein weiteres Argument mag die leichtere Zugänglichkeit für uns Indieautoren (also jene die ohne großen Verlag oder gar im Selbstverlag publizieren) sein.

Während man zuvor ohne Verlag oder anderen Tausender auf der eigenen oder fremden hohen Kante hatte nicht wirklich etwas werden konnte, haben die eBooks es uns ermöglicht auch auf dem Markt Fuß zu fassen. Blöd ist nur, dass mit der Masse nicht auch gleich die Klasse mit angereist ist.

Und nein, ich nehme mich da nicht aus. Ob das was ich mache gut ist, das entscheide nicht ich, das entscheidet der Leser.

Klar, mir gefällt es bzw. ich liebe es, was ich da mache. Aber das bin „nur“ ich. Eine Person.

Ihr Leser seid es, auf die es ankommt, aber dazu habe ich ja schon was in dem Artikel gesagt, in dem ich euch erklärt habe, warum ich Autor wurde (guckt ihr HIER)

Doch manchmal, da bin auch ich ein Leser und dann kommt es halt auch mal auf mich an. Und ich für meinen Teil, ich lese lieber Bücher, die ich in meinen Händen halten kann.

Klar, auch ich habe schon das eine oder andere Buch als eBook gelesen. Es waren sogar so viele, dass ich sie hier nicht alle auflisten kann oder möchte.

Aber hey, mir kommt da eine Idee. Was haltet ihr von einer neuen Kategorie hier? Quasi in der Art „Der Rabe liest“, in der ich euch nach und nach Bücher vorstelle, die ich schon gelesen habe?

Sagt mir gerne, was ihr davon haltet, hier oder auf meiner Fratzenbuchseite.

Aber back to topic

Wenn ich sage, dass ich lieber Bücher in ihrer physischen Form lese, warum habe ich dann einige eBooks verschlungen?

Nun, die Antwort darauf ist relativ einfach. Nein, das muss ich revidieren.

Sie ist nicht relativ einfach, sie ist absolut einfach.

Wie überall, so gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille. Bücher haben nicht nur Vorteile und eBooks nicht nur Nachteile.

Um es nun nicht ins Unendliche abschweifen zu lassen, werde ich mal die Vor- und Nachteile auflisten.

Beachtet dabei aber bitte eines.

Diese Liste wurde von mir geschrieben, stellt also meine Meinung dar  und wird sicherlich alles andere als komplett sein.

Vielleicht seht ihr das ja alles anders? 🙂

Vorteile Buch

  • Hat sich bewährt
  • Machen sich verdammt gut im Regal (bei guten Büchern)
  • oder unter einem Tischbein (bei schlechten)
  • effektive Wurfgeschosse (bitte auch nicht mit dem Lieblingsbuch testen)
  • Man hat etwas greifbares in der Hand, es fühlt sich einfach anders an.
  • Eine noch immer größere Auswahl
  • Funzt auch ohne Strom
  • Bücher verbinden (hab ich zumindest das Gefühl)
  • Lassen sich bei Missfallen verkaufen
  • Bücher riechen einfach besser (Ich hab allerdings, um ehrlich zu sein, noch nicht an einem eBookreader gerochen.)

Nachteile Buch

  • Oft relativ teuer (wenn man sie nicht gebraucht kauft)
  • Gehen leichter kaputt
  • Machen süchtig
  • Sind selten wasserbeständig (Dank meiner Brüder kann ich da aus Erfahrung sprechen)
  • Wenn man für einen längeren Urlaub was zum Lesen mitnehmen, das Übergepäck zahlst du auch in drei Jahren noch ab
  • Ein Umzug mit vielen Büchern gestaltet sich ebenfalls recht schwer (Ich selber musste mich leider von einigen Büchern und Mangas trennen, weil ich weder genügend Transportmittel. noch Stauraum für die Übergangszeit zur Verfügung hatte)
  • Unabhängige Autoren haben zum regulären Markt kaum effektiven Zugang

Vorteile eBook

  • schneller Verfügbar als herkömmliche Bücher (in der Bahn mal ein Hardcover des neuen Lieblingsbuches zu kaufen, ist nun mal nicht möglich.)
  • Mit guten Readern (und einer validen, gut gestalteten Datei) kann man das Leseerlebnis, z.B. in Schriftart und Größe an seine Bedürfnisse anpassen.
  • neu schon ab unter einem Euro zu haben
  • Als Reader können auch Smartphone und Tablett dienen, sofern man sie mit den richtigen Apps nachrüstet
  • Versandkostenfrei (zumindest solange man sein Datenvolumen noch nicht aufgebraucht hat)
  • Wiegt voll genau soviel wie leer (behaupte ich nun einfach mal)
  • Bietet unbekannten/unabhängigen Autoren und Kleinverlagen eine gute Möglichkeit, sich zu platzieren (Einschränkung siehe Nachteile)
  • Man kann (auch hier wieder passende Hard- und Software vorausgesetzt) Notizen und Co machen, ohne dass man die Seiten mit Bleistift, Tinte, Post-ITs oder Eselsohren verschandelt.
  • Lesen (fast) immer und (fast) überall – Nur noch abhängig von den Launen der Elektronenpumpe a.k.a. Akku
  • Endlich unter der Bettdecke lesen, ohne dass man dafür eine Taschenlampe braucht (Macht aber keinen Spaß, wenn damit nicht die Gefahr des Erwischtwerdens verbunden ist).

Nachteile eBook

  • Man bekommt bereits gekaufte analoge Bücher (die, die man noch selber umblättern muss) so blöd in den Reader
  • Die verschiedenen Plattformen (Amazon, iTunes, Google Books, Tolino und wie sie nicht alle heißen mögen) sind nicht untereinander kompatibel)
  • eBooks gebraucht verkaufen, da ist es doch schon leichter, eine Schwiegermutter zufriedenzustellen.
  • Akku leer? Na dann nix lesen…
  • Je nach Plattform ist man schnell mit einem ungewollt gekauftem Buch dabei
  • Auch wenn man das große A nicht zwingend mag, aber im Bereich eBooks führt leider nichts an Amazon und ihrem Kindle, respektive den entsprechenden Apps, nichts vorbei.
    Alleine bei Zugänglichkeit auf verschiedenen Medien, haben die so ziemlich alles richtig gemacht. Ich könnte mich allerdings nicht zwischen dem Kindle Fire oder dem Paperwhite entscheiden *grübel*.
  • Wie ich es schon sagte, der eBook Markt, gerade der Branchenriese Amazon, ist sowas von leicht zugänglich…
    Die Gefahr hier ein schrottiges Werk zu erhalten (lieblos geschrieben, unkorrigiert, zusammenkopiert, gekaufte Werke – Schneeballsystem als Stichwort etc.) ist größer als bei gedruckten Büchern. Ja ich weiß, dass es Print on Demand und so weiter gibt, aber das hält sich meiner Erfahrung nach noch stark in Grenzen.
  • Es fühlt sich einfach nicht wie ein Buch an. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich manches eBook abgebrochen habe. Nicht weil es inhaltlich schlecht war, sondern weil ich mich einfach nicht aufs Lesen konzentrieren konnte.
  • ein volles eBook sieht nicht so toll aus, wie ein volles Bücherregal.

Soviel dazu.

Wie gesagt, es sind Punkte aus meiner, ganz sicher nicht objektiven Sicht.

Sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch auf Richtigkeit oder gar Logik.

Gibt es auch ein Fazit, eine Bottom Line oder quatscht du uns hier einfach nur dicht?

Also wenn ich ehrlich bin, war das so in etwa mein Plan.

Eine Moral von der Geschicht? Muss es die immer geben?

Nun gut…

Dann lasst mich zum Abschluss halt kurz zur Eingangsfrage zurückkehren.

Wird das eBook den „normalen“ Büchern den Rang ablaufen können?

Lasst mich das mit einem eindeutigen Jein beantworten.

Sie werden weiter an Marktanteilen hinzugewinnen, das steht außer Frage. Aber wird das reichen, um die Bücher komplett aus unseren Regalen zu tilgen? Werden wir irgendwann keine Leute mehr mit dicken Wälzern in den Bahnen sehen?

Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.

Über die Jahrzehnte wird es sich wohl leider nicht vermeiden lassen, da die Welt sich immer weiter digitalisiert und vernetzt.

Informationen und Geschichten (und all der andere Kram) sollen immer und überall verfügbar sein. Ein Buch aus Papier wird das alles leider nicht bedienen können.

Aber solange sich solche Bücher noch rechnen, solange es so wundervolle Menschen gibt, die ich (zum Glück) tagtäglich unterwegs antreffe, und solange es noch Kinder gibt, die lieber Druckerschwärze als sich erwärmendes Plastik schnuppern, solange wird es auch das „gute alte“ Buch  auf der Bildfläche halten.

Als Ergänzung zum normalen Buch, ist ein eBook aber definitiv nicht zu verachten.

Ein Aussterben des Buches werde ICH nicht mehr erleben:

Und ganz ehrlich? Ich bin froh, dass es so ist.

Und damit möchte ich diesen Beitrag auch schon beenden (Eine Linksammlung gibt es unten, damit ihr nicht suchen müsst).

Und welch schöneres Schlusswort könnte es geben, als ein Zitat von Hermann Hesse?

„Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seine Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.“

Auf dass von uns niemand jemals in einem armen Hause leben muss.

Kraaaaaaa

Patricius de Corax

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